Freitag, 21. April 2017

[Film Friday] Netflix Original: Tote Mädchen lügen nicht


[Film Friday] Netflix Original: Tote Mädchen lügen nicht


Allgemein

TitelTote Mädchen lügen nicht
Originaltitel: 13 Reasons Why
Erscheinungsjahr2017
DrehbuchBrian Yorkey u.a.
RegieTom McCarthy, Jessica Yu u.a.
Nach dem Buch von: Jay Asher
FilmproduktionUniversal Studios 
Laufzeit50-60 Minuten pro Folge
Darsteller: Dylan Minnette, Katherine Langford, Christian Navarro, Alisha Boe, Kate Walsh, Brandon Flynn, Justin Prentice, Miles Heizer u.a.
Sonstiges: 1 Staffel mit 13 Episoden
Genre: Drama

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[Film Friday] Netflix Original: Tote Mädchen lügen nicht
Quelle: Netflix


Worum geht's

"Nach dem verblüffenden Selbstmord einer Teenagerin kommt ein Mitschüler in den Besitz von Kassetten, die das Rätsel um ihren tragischen Entschluss lösen könnten.""

Darsteller

Dylan Minnette: Er spielt den schüchternen Clay, der verzweifelt darüber nachdenkt, was er Hannah angetan hat und wie und ob er ihr hätte helfen können. Auch er zeigt eine große Bandbreite von Emotionen: Wut, Furcht, Verzweiflung, Liebe, Trauer. Manchmal möchte man ihn einfach in den Arm nehmen und ihm sagen, dass alles gut wird und in anderen Situationen möchte man ihn einfach schütteln und sagen: "Jetzt sag ihr doch einfach, was du fühlst!". Eine tolle Leistung! 

Katherine Langford: Spielt Hannah so authentisch. Zerbrechlich und stark. Verloren und lebensfroh. Völlig zerrissen. Witzig und traurig. Eine Leistung, die für eine Newcomerin mehr als stark ist! Hoffentlich wird man von ihr noch viel sehen. 

Kate Walsh: Vermutlich kennen die meisten sie aus Greys Anatomy oder Private Practice. In diesen beiden Serien konnte ich nie so richtig warm mit ihr werden. Doch hier haut sie mich völlig vom Hocker. Die Mutter von Hannah, die ihre Tochter verloren hat, spielt sie so unglaublich zerbrechlich und authentisch, dass man ihr jede Träne abnimmt und jeden einzelnen Wutanfall. Die beste Performance, die ich von ihr je gesehen habe. 




Zitate


"Wir müssen uns bessern. In der Art, wie wir miteinander umgehen und acht geben aufeinander. Das muss irgendwie besser werden."

"Wenn nur eine Sache irgendwo anders gelaufen wäre, dann wäre vielleicht nichts davon passiert."

"Alle sind so nett! Bis sie dich in den Selbstmord treiben! Irgendwann kommt die Wahrheit ans Licht."


Meine Meinung

Ich habe euch ja erst kürzlich das Buch vorgestellt, welches ich gelesen habe, um die Serie weitersehen zu können - ich wollte einfach erst die Buchvorlage kennen. 
Die Serie ist mitreisend und spannend, sodass ich es kaum erwarten konnte, die nächste Folge zu sehen. Die Schauspieler sind ohne Ausnahme sehr überzeugend und wirklich passend gewählt. 

Hannah verliert den Boden unter den Füßen. Vermeintliche "Kleinigkeiten", die sie langsam, aber sicher zerstören. Ihr den Mut nehmen. Ihr Selbstbewusstsein. Ihre Hoffnung. Und letztendlich ihr Leben. Schafft es schon das Buch, erschütternd und bewegend zu sein, so setzt die Serie hier noch einmal einen drauf. Die Schauspieler schaffen es, die Emotionen so rüberzubringen, dass einem der Atem stockt. Schmerzhaft und schockierend. Und auch lähmend. Und nachdenklich. Für jemanden, der bereits aus der Schulzeit raus ist kommt unweigerlich die Frage auf: "Wie habe ich mich damals verhalten? Was habe ich zu anderen gesagt? Hätte ich in bestimmten Situationen anders reagieren sollen?" Die Serie schafft es hier, sehr sensibel vorzugehen, aber dennoch ehrlich und auch unschön zu sein, so wie die Realität eben leider auch. Es wird versucht, den Zuschauer zu sensibilisieren, was die Themen Suizid, Mobbing und sexueller Missbrauch angeht und präsentiert eine unschöne und schmerzhafte Realität, die leider viel öfter der Fall ist, als wir gerne wahrhaben wollen. 

Die Serie unterscheidet sich in manchen Stellen stark vom Buch, was ich allerdings völlig in Ordnung finde. Der Serie gelingt es so, ein viel größeres Bewusstsein für alle Personen zu erschaffen und gibt einem noch sehr viel mehr zum Nachdenken, als es das Buch konnte. Was nicht heißen soll, dass das Buch schlechter ist, sie nutzen eben beide ihr jeweiliges Potenzial auf eine andere Weise aus. 

Die Serie schafft es, das Thema sehr feinfühlig und respektvoll zu behandeln und bleibt dabei trotzdem immer schonungslos und ehrlich. Manche Szenen sind sehr heftig und werden mit einer Warnung versehen. In diesen Szenen wird nichts beschönigt und es zeigt die schmerzhafte Realität von Vergewaltigung, Mobbing und Selbstmord. Es ist wichtig zu erwähnen, dass in dieser Serie viel Wert darauf gelegt wird, dass Suizid nicht romantisiert wird, sondern schonungslos und ehrlich, eben brutal und schmerzhaft, dargestellt wird. Ein sehr wichtiger Aspekt, der hoffentlich dafür sorgt, dass der ein oder andere Teenager noch einmal darüber nachdenkt, ehe er diesen Schritt geht. 

Kommen wir zu einem Thema, das ich bereits bei der Rezension des Buches angesprochen habe, und das ich aber erneut auf den Tisch bringen will: Hannahs Beweggründe. Belanglos. Klischeehaft. Lächerlich. Dafür halten es viele. Doch ist genau das nicht das Problem des Ganzen? Das wir Dinge ins lächerliche ziehen, die für andere wichtig sind? Und sind es nicht genau diese "Kleinigkeiten" die so verdammt weh tun können? Weil sie eben ständig vorfallen und es nie jemand ernst nimmt? Man immer nur zu hören bekommt: "Stell dich nicht so an!" oder "Sei nicht so ein Sensibelchen!"? Diese vermeintlichen "Kleinigkeiten" türmen sich immer mehr auf. Erdrücken einen. Und irgendwann ist es zu viel, um es noch aushalten zu können. Menschen reagieren verschieden. Manche bringen sich selbst um. Manche ticken aus und laufen Amok. Manche ertrinken ihren Kummer in Alkohol. Oder dröhnen sich mit Drogen zu. Manche werden immer stiller, andere immer lauter. Jeder von uns geht anders mit solchen Situationen um. Und wir sollten nie darüber urteilen, was andere schlimm finden oder wichtig nehmen. 
Haben wir wirklich alle verlernt, was es heißt, ein Teenager zu sein? Wir sind doch alle durch diese Zeit gegangen, und ich bin mir sicher, dass es für niemanden von uns einfach war. Ich jedenfalls habe es nicht vergessen. Mich hat der Druck, die Lästereien, das Mobbing dazu gebracht, Magersüchtig zu werden. Ich hätte mich damit ebenfalls beinahe selbst umgebracht - nur eben auf eine andere Art. Ich sage nicht, dass daran allein meine Mitschüler schuld waren, aber das behauptet Hannah ja auch nicht. Sie sieht sich nicht nur als Opfer, sie gibt sich ebenfalls die Schuld an bestimmten Dingen. 
"Ich habe es auch nicht genug versucht", sagt sie gegen Ende der Serie und spricht damit an, was man als Zuschauer schon längst vermutet hat: dass sie es irgendwann auch einfach Leid war, es zu versuchen. 
Warum sie sich nicht weitere Hilfe gesucht hat? Professionelle Hilfe? 
Vielleicht, weil sie einfach keine Kraft mehr hatte. 
Vielleicht, weil sie dachte, dass sie sowieso niemand ernst nehmen würde. 
Vielleicht, weil der Gedanke, dass alles vorbei sein würde, so viel schöner war als der, weiter kämpfen und leiden zu müssen. 
Wir laufen durch diese Welt und erkennen nicht, wenn jemand leidet. Nicht einmal bei unseren Freunden oder Familienmitgliedern. Wann haben wir verlernt, aufmerksam zu sein? Sensibel? Nachzufragen und zu helfen? Und wann haben wir stattdessen damit angefangen, einfach wegzusehen, wenn wir etwas nicht sehen möchten? Und war es jemals anders? Sollten wir nicht endlich damit anfangen, uns gegenseitig zu helfen? Füreinander da zu sein? 

Schaut euch unbedingt das "Behind the Reasons" an, eine halbstündige Folge, in der Produzenten und andere Mitwirkende über das Thema sprechen und erläutern. Sehr sehenswert! 

Auf der Website www.13reasonswhy.info findet ihr Adressen, an die ihr euch wenden könnt, wenn ihr Hilfe braucht, nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt. Es ist wichtig zu wissen, dass ihr nicht alleine seit! Es gibt Menschen, die euch helfen wollen. Und ihr könnt dabei Anonym bleiben. Helft euch selbst, in dem ihr euch helfen lasst. 



Fazit

Eine wichtige und ehrliche Serie, die endlich einmal das längst überfällige Thema Suizid bei Jugendlichen anspricht, kombiniert mit Mobbing, sexueller Belästigung und Missbrauch. Sie erzählt eindrucksvoll, aber auch respektvoll, eine tragische Geschichte, wie das Leben eines Mädchens so zerstört wurde, dass sie es beenden wollte. Erstklassig gespielt und toll gefilmt, unterlegt mit einem tollen und passenden Soundtrack. Tote Mädchen lügen nicht ist spannend und dramatisch und regt zum Nachdenken an. Unbedingt ansehen!


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