Samstag, 9. Dezember 2017

[Books] Walter Moers - Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr

[Books] Walter Moers - Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr



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Über das Buch



Titel: Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr 
Autor: Walter Moers | Illustrator: Lydia Rode Verlag: Knaus Verlag |
Preis: 24,99€ Genre: Fantasy, Roman Format: Gebunden Seitenanzahl: 333 
ISBN: 978-3-8135-0785-0 Original Erscheinungsdatum: 2017 

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Dylia Insomnia ist die schlafloseste Prinzessin von ganz Zamonien. Eines Nachts erhält sie Besuch von eine albtraumfarbenen Nachtmahr, der sich ihr als Havarius Opal vorstellt. Er kündigt an, die Prinzessin in den Wahnsinn treiben zu wollen, bietet ihr jedoch vorher noch eine Gelegenheit zu einer abenteuerlichen Reise: nach Amygdala, der berüchtigten Stadt der Angst, in der das dunkle Herz der Nacht regiert. Dylia willigt ein, weil es nicht nur um ihren Verstand, sondern auch um ihr Leben geht.

         

Erster Satz



Die Krankheit von Prinzessin Dylia war die seltenste von ganz Zamonien. 



Autor


"Walter Moers ist der Schöpfer vieler populärer Welten und Charaktere. Zu seinen ergolreichsten Werke gehören die fantastischen Romane, die auf dem Kontinent Zamonien spielen, unter anderem die internationalen Bestseller Die 13 1/2 Leben des Käpt´n Blaubär, Die Stadt der Träumenden Bücher und zuletzt Das Labyrinth der Träumenden Bücher. Prinzessin Insomnia ist der siebte Zamonienroman."


Illustratorin


"Lydia Rode, geboren 1992, malt und zeichnet in Berlin. Die Illustrationen zu Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmar sind ihre erste Veröffentlichung."


[Books] Walter Moers - Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr



Cover und Titel


Das Cover ist in dunklen Farben gehalten und zeigt den Nachtmahr Havarius Opal. Cover und Titel passen hervorragend zum Inhalt des Buches und machen Lust auf Mehr. Doch auch der Bucheinband unter dem Schutzumschlag kann sich zeigen lassen, denn hier sieht man Dylia, die kontrastreich in eher hellen, freundlichen Farben gemalt ist. 



Meine Meinung


Prinzessin Dylia leidet an einer seltenen und höchst eigenartigen Krankheit. Manchmal kann sie wochenlang nicht schlafen und verbringt die Nächte dann damit, sich fremdartige, außergewöhnliche Wörter zu merken, regenbogenfarbene Erfindungen auszuarbeiten oder Methoden zu erfinden, um schlechte Dinge in etwas positives - oder zumindest lustiges - zu verwandeln. Eines Nachts sitzt dann Havarius Opal auf ihrer Brust, ein albtraumfarbener Nachtmahr, dessen Aufgabe es ist, Dylia um den Verstand zu bringen. Gemeinsam treten sie eine Reise in Dylias eigenes Gehirn an und begegnen Irrschatten, Zergessern, Zwilichtzwergen, Egozetten und einer riesigen Erinnerungs-Spinne.  Doch Havarius Opal hat nicht mit Dylias starkem Willen gerechnet und es fällt ihm schwerer als gedacht, sie ihn den Wahnsinn und den Suizid zu treiben. 


„Meine Gedanken sind meine Freunde", dachte die Prinzessin. "Deswegen bin ich niemals allein."
S. 14

Der Autor schreibt flüssig und einnehmend und schafft es, den Leser sofort in den Bann zu ziehen. Dylia und Havarius Opal bilden ein witziges Team, das sich eigentlich nicht leiden kann, die jedoch gemeinsam arbeiten müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Die beiden sind zynisch und sarkastisch, necken sich gegenseitig und gehen sich unendlich auf die Nerven. Opal will Dylia in den Wahnsinn treiben und Dylia will den Nachtmahr einfach nur loswerden. Doch wie es so ist in Geschichten, entwickelt sich dann alles doch ein bisschen anders und die beiden finden sich in einem Abenteuer wieder, das sie so nicht erwartet hatten. Walter Moers hält die Spannung gut aufrecht und die Story wird nie langweilig.



„Zwielicht ist ein schönes Licht
Im Zwielicht sieht man nämlich nicht
Wie ringsherum die Welt zerbricht

Nebel ist auch wunderschön
Im Nebel kann man nicht mehr seh´n
Wie alle Dinge untergeh´n

Am schönsten ist die Dunkelheit
Im Dunkeln sieht man gar kein Leid
Zerträumt sich blind die Einsamkeit."
S. 22


Die Geschichte sprüht nur so vor Zynismus, Witz, Sarkasmus, Fantasie und Lebensfreude und ist daher auch nie auch nur eine Spur langweilig. Die Reise durch das Gehirn ist wild und rasant, interessant und inspirierend - und lehrreich. Denn man erfährt durchaus auch etwas über das Gehirn und die verschiedenen Gehirnregionen und deren Aufgaben. Und man bekommt vor Augen geführt, wie unglaublich unser Gehirn eigentlich ist. Was für Leistungen es tagtäglich erbringt, ohne dass wir es merken. Und irgendwie mag ich die Vorstellung, dass in meinem Gehirn Zwielichtzwerge umherschweben, eine Wortspinne meine Erinnerungen und Pfauenwörter archiviert und Zergesser Ideen fressen.


[Books] Walter Moers - Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr



„Niemalsweh. Das ist das Fernweh nach einem Ort, an den man nie gelangen wird, weil er gar nicht oder nur in der Phantasie existiert."
S. 31


Ein Hoch auf die Sprache! Ein Hoch auf Worte! Ein Hoch auf die Fantasie. Prinzessin Dylia schafft es so, mit ihrer Krankheit klarzukommen, und nutzt ihre Fantasie und ihre Sprachbegabtheit zum Beispiel zum ridikülisierenden Anagrammieren, durch das beängstigende Wörter lächerlich gemacht werden. Kopfschmerzen werden zu Schmopfkerzen, Migräne zu Grämine und Depressionen zu Pissdrenonen. Man merkt sofort, wie sehr der Autor die Sprache liebt und wie gerne er damit spielt. Das ganze Buch ist mit extravaganten Pfauenwörtern wie Mamihlapinatapaai und Hoyotojokomeshi bestückt, bei denen man sich oft genug fragt: Wie zur Hölle spricht man das aus? Doch genau das macht den Schreibstil von Walter Moers auch so einzigartig und erlebnisreich. Eine Welt, die vor Fantasie strotzt und eine Ode ist an die Sprache. 



"Von mir aus kann man mich in eine Zelle sperren, man könnte mir die Ohren verstopfen, mich knebeln und mir einen Sack über den Kopf stülpen. Man könnte mich derart wehrlos der zähflüssig verrinnenden Zeit ausliefern. Aber ich würde mich nicht eine einzige Minute dabei langweilen. Ich würde mir eine neue Sprache ausdenken, ein paar ungelöste Rätsel lösen oder irgendetwas in Regenbogenfarben erfinden. Meinen Geist kann man weder fesseln noch knechten!"
S. 37



Unterstützt wird die Geschichte von den zahlreichen Aquarellen von Lydia Rode, die wunderschön und bunt und passend sind und einen zum Träumen einladen. Sie passen einfach hervorragend zu der Story und machen das Buch noch sehr viel mehr zu etwas ganz besonderem. Außerdem bringen sie einem die Welt von Dylia etwas näher. 


"Eine Depression ist keine vereinzelte Sache, so wie der Wahnsinn keine einzige Person ist. Eine Depression ist die Summe von zu vielen Irrschatten, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort versammeln. So entsteht es: schlechtes Wetter im Gehirn."

S. 211


[Books] Walter Moers - Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr


"Aufgrund ihrer Krankheit war Dylia darauf trainiert, sich auf unsicherem Terrain zu bewegen. Sie verglich es manchmal damit, auf einer großen Eisscholle zu leben, die sich ganz langsam um die eigene Achse dreht, so dass ihr immer ein bisschen schwindelig war. Und ein bisschen kalt. Das war ihr Lebensgefühl, daher konnte sie ein Gewitter unter den Füßen kaum schrecken."
S. 278



Die Geschichte rund um Prinzessin Dylia und den Nachtmahr ist wortgewandt und besticht durch emotionale Tiefe und leise Töne, durch sprachliche Finesse und eine schillernde, unglaubliche Fantasiewelt. Sie trifft einfach mitten ins Herz. Der Autor nimmt sich viel Zeit, um seine Protagonistin zu beschreiben, die zynisch, klug und manchmal auch etwas vorlaut ist. So oder so ist die Prinzessin sehr sympathisch, hat aber auch ihre schlechteren Seiten. 



"So war es doch, oder? Wer sich in Gefahr begibt, hieß es, der kommt darin um. Aber wer in Sicherheit bleibt, langweilt sich zu Tode. Sollte man mit dem Leben aufhören, nur weil man daran sterben konnte?"
S. 307


Eine Geschichte, ein Roman, der letztlich doch ein Märchen ist. Und in jedem Märchen steckt ein Kern Wahrheit. Das fällt auch hier besonders auf, wenn man den Hintergrund der Geschichte kennt, und dass die Illustratorin Lydia Rode an CFS leidet, dem Chronischen Fatigue-Syndrom leidet, das unheilbar ist und unter anderem Schlaflosigkeit zur Folge haben kann. Als Jemand, der selbst an Schlaflosigkeit und andauernden Erschöpfung leidet und bei der CFS als Ursache vermutet wird, hat das Buch natürlich eine ganz besondere Bedeutung für mich. Viele bemängeln, dass diesem Zamonien-Roman irgendwie das bestimmte Etwas fehlen würde, doch für mich war es schlicht perfekt. Immer und immer wieder las ich über Dylia und dachte nur: "Das ist wie bei mir! So bin ich auch! Das denke ich auch!" Immer wieder fand ich mich selbst in der schlaflosen Prinzessin wieder und in meinem Fall wirkte das unglaublich beruhigend. Weil es mir das Gefühl gegeben hat, nicht allein zu sein. Daher danke ich dem Autor und der Illustratorin vielmals dafür, dass sie diesen Roman geschrieben und veröffentlicht haben. Denn für mich wurde es zum berührendsten Buch des Jahres. Ein Buch, dessen Inhalt mich selbst betrifft, und das auf empathische und sensible Art und Weise etwas beschreibt, für das ich oftmals keine Worte gefunden habe. 


Fazit


Ein Buch, das mich vollends überzeugen könnte mit der witzigen und skurrilen Art und den wunderschönen Aquarellen. Denn die Gestaltung des Buches ist ein echtes Highlight! Da ich selbst an Schlafstörungen leide, konnte ich einen echten Zugang zu der Geschichte finden und sie gab mir Halt in schwereren Zeiten und Worte, die ich selbst nicht finden konnte. Für mich demnach eine tolle Bereicherung, die ich keinesfalls missen möchte und ich bin Walter Moers und Lydia Rode unendlich dankbar für Prinzessin Insomnia!

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